Improved culture conditions for the growth and detection of Borrelia from human serum.
Sapi E, Pabbati N, Datar A, Davies EM, Rattelle A, Kuo BA. Int J Med Sci. 2013;10(4):362-76.
Nachweis von Borrelia burgdorferi in Serum bei 50 seropositiven Patienten. Nachfolgend bei weiteren 72 Patienten, die CDC-Kriterien erfüllten. Kultur positiv nach 6 Tagen bei 47%, nach 16 Wochen 94%. 48 Kontrollen, alle negativ. Bb identifiziert durch Immunfärbung, PCR und DNA-Sequenzierung.
A novel human autoantigen, endothelial cell growth factor, is a target of T and B cell response in patients with Lyme disease.
Drouin EE, Seward RJ, Strle K, McHugh G, Katchar K, Londono D, Yao C, Costello CE, Steere AC. Arthritis Rheum. 2013 Jan;65(1):186-96.
Ziel der Studie war die Suche nach Autoantigenen bei Patienten mit antibiotisch- refraktärer Lyme-Arthritis, bei der Infektion-induzierte Autoimmunität angenommen wird. Ein Peptid des endothelial cell growth factor (ECGF) führt zu einer Proliferation von Granulozyten bei Patienten mit Lyme-Borreliose im Früh- oder Spätstadium. Eine systematische T- und B-Zell-Proliferation als Immunantwort auf ECGF wurde in etwa 10-30% der Fälle beobachtet. Bei der Antibiotika-resistenten Lyme-Arthritis ist die Konzentration von ECGF in der Gelenkflüssigkeit erhöht und es zeigt sich häufiger eine Antikörper-Bildung gegen ECGF. Diese immunologische Reaktion ist oft bereits vor Auftreten der Lyme-Arthritis nachweisbar. Zudem ist eine erhöhte Immunreaktion gegen ECGF mit einer längeren Dauer der Arthritis verbunden. Schlussfolgerung: Eine immunologische Reaktion von T- und B-Zellen auf ECGF wird bei der Lyme- Borreliose beobachtet, insbesondere bei der Antibiotika-resistenten Lyme-Arthritis; der Befund ist der erste Hinweis auf eine Autoimmunantwort von T- und B-Zellen bei Lyme-Borreliose.
Treatment of Erythema Migrans with Doxycyline for 10 Days Versus 15 Days.
Stupica D, Lusa L, Ruzic-Sabljic E, Cerar T, Strle F. Clin Infect Dis. 2012 Aug;55(3):343-50.
Abstract:
Behandlung eines Erythema migrans (EM; lokalisiertes Frühstadium) mittels Doxycyclin für 10 bzw. 15 Tage; Überprüfung, ob eine 10-tägige antibiotische Behandlung ein Post-Lyme-Syndrom (PLS; Post-Lyme borreliosis symptoms) verhindert. Geprüft wurde das Vorliegen unspezifischer Symptome (eines PLS) im Vergleich zu einer Kontrollgruppe. Nach antibiotischer Behandlung des EM erfolgte Verlaufsbeobachtung nach zwei Wochen und nach 2, 6 und 12 Monaten. Das Vorliegen unspezifischer Symptome bei Patienten und Kontrollpersonen wurde 6 Monate nach antibiotischer Behandlung überprüft. Die Behandlung erfolgte zweimal täglich mit jeweils 100 mg Doxycyclin für 10 Tage (108 Patienten) oder 15 Tage (bei 117 Patienten). 12 Monate nach antibiotischer Behandlung betrug die komplette Heilungsrate 92% bzw. 93%. Bei Verlaufsbeobachtung 6 Monate nach Antibiose ergab sich bei der Häufigkeit unspezifischer Symptome kein Unterschied zwischen Patienten und Kontrollgruppe.
Schlussfolgerung:
Eine 10-tägige Behandlung eines EM mit Doxycyclin ist ebenso wirksam wie eine Behandlung über 15 Tage.
Als Kontrollgruppe dienten Freunde oder Familienmitglieder ohne anamnestischen Hinweis auf eine Lyme-Borreliose.
Die Verlaufsbeobachtung stützte sich auf die anamnestische Befragung bezüglich unspezifischer Symptome (Fatigue, Krankheitsgefühl, Arthralgie, Kopfschmerz, Myalgie, Parästhesien, Benommenheit, Übelkeit, Schlafstörung, Müdigkeit, Einschränkung von Gedächtnis und Konzentration, Gereiztheit, Wirbelsäulenschmerzen), welche mit Beginn des EM auftraten.
Ein Therapieversagen wurde angenommen wenn sich nach der Antibiose neue objektivierbare Manifestationen einer Lyme-Borreliose entwickelten oder wenn Borrelia burgdorferi im Bereich des vorrausgegangenem EM nachgewiesen wurde.
Die mittlere Dauer des Erythema migrans nach Beginn der Antibiose betrug in beiden Gruppen durchschnittlich sieben Tage. Bei gut einem Viertel der Patienten in beiden Gruppen dauerte das EM länger als zwei Wochen.
Zwei Monate nach antibiotischer Behandlung zeigten 87% der Patienten in beiden Gruppen ein komplettes Ansprechen (complete response), d.h. das EM war nicht mehr vorhanden und der Allgemeinzustand entsprach dem vor Auftreten des EM.
(Allerdings) bestanden zwei Monate nach Antibiose unspezifische Symptome bei knapp 15% der Patienten und mit ähnlicher Häufigkeit auch nach sechs Monaten. Nach 12 Monaten bestand eine unvollständige Reaktion (incomplete response; keine vollständige Rückbildung des EM oder unspezifische Symptome) bei 7,3%.
Etwa 10% der Patienten in den jeweiligen Gruppen wurden während der Beobachtungsdauer von einem Jahr einmal oder mehrmals antibiotisch behandelt, jedoch nicht wegen Lyme-Borreliose sondern aus anderen Gründen.
Sechs Monate nach Antibiose des EM war die Häufigkeit unspezifischer Symptome in den beiden Patientengruppen und in der Kontrollgruppe vergleichbar.
(Anmerkung des Verfassers:
Sechs Monate nach Behandlung traten die unspezifischen Symptome mit folgender Häufigkeit auf:
Fatigue 56%, Krankheitsgefühl 41%, Arthralgien 45%, Kopfschmerz 44%, Myalgien 38%, Parästhesien 38%, Benommenheit 30%, Übelkeit 20%, Schlafstörung 40%, Müdigkeit 44%, reduziertes Gedächtnis 40%, mangelnde Konzentration 38%, Gereiztheit 40%, Wirbelsäulenschmerzen 55%.
In der Kontrollgruppe lagen sämtliche unspezifische Symptome mit etwa gleicher Häufigkeit vor. Diese erhebliche Häufigkeit von sogenannten "unspezifischen Symptomen" in der Kontrollgruppe lässt an der Studie große Zweifel aufkommen. Es wiederspricht jeglicher ärztlicher Erfahrung, dass bei gesunden Menschen in fast 50% der Fälle derartige (unspezifische) Beschwerden auftreten. Entsprechend zeigt auch z.B. die Studie von Bujak et al., 1996, höchst selten derartige unspezifische Symptome in der Kontrollgruppe.
Andererseits betrug die Häufigkeit unspezifischer Symptome 12 Monate nach Antibiose im Schnitt nurmehr gut 7%. Ein Vergleich mit der Kontrollgruppe zu diesem Zeitpunkt erfolgt in der Studie nicht. Auch wurde der Unterschied der Symptom- Häufigkeit zu den Zeitpunkten 6 und 12 Monate in der Kontroll-Gruppe nicht diskutiert.
Die Autoren weisen selbst daraufhin, dass in der Kontrollgruppe sechs Monate nach Antibiose die Möglichkeit einer Auslösung von Symptomen durch Lyme-Borreliose nicht auszuschließen sei. Eine Lyme- Borreliose könnte in einigen Fällen die unspezifischen Symptome in der Kontrollgruppe getriggert haben; eine Beurteilung sei schwierig, da sich die Ausschlusskriterien ausschließlich auf die anamnestischen Angaben stützten.)
Lyme borreliosis.
Stanek G, Wormser GP, Gray J, Strle F. Lancet 2012; 379(9814):461-73.
Die häufigste klinische Manifestation der Lyme-Borreliose ist das Erythema migrans, das sich auch ohne antibiotische Behandlung zurückbilden kann. Allerdings breitet sich die Infektion in anderen Geweben und Organen aus, z.B. Haut, Nervensystem, Gelenke oder Herz. Die Inzidenz der Lyme-Borreliose nimmt in vielen Ländern zu. Pathologische Laborbefunde, hauptsächlich Serologie, sind für die Diagnose essentiell, ausgenommen wenn das typische Erythema migrans vorliegt (das für das Frühstadium der Lyme-Borreliose krankheitsbeweisend ist, Anm. d. Verf.). Diagnostizierte Fälle werden antibiotisch für zwei bis vier Wochen behandelt. Bei den meisten Patienten kommt es zu einer rückfallfreien Heilung. Es gibt keine überzeugenden Hinweise, die eine antibiotische Behandlung für länger als vier Wochen nahelegen oder die die Persistenz von Spirochäten nach adäquater Therapie belegen, (Anm. d. Verf.: Die Persistenz der Lyme-Borreliose nach vermeintlich adäquater Behandlung ist durch umfangreiche Literatur belegt).
Antibiotic Treatment Duration and Long-Term Outcomes of Patients with Early Lyme Disease from Lyme Disease-Hyperendemic Areas
Kowalski TJ, Tata S, Berth W, Mathiason MA, Agger WA. Clin INfect DIs. 2010 Feb 15;50(4):512-20.
Abstract:
Retrospektive Studie über antibiotische Behandlung des lokalisierten und disseminierten Frühstadiums der Lyme-Borreliose. Verlaufsbeobachtung nach Antibiose. 607 Patienten. 93% der Patienten wurden mit Doxycyclin behandelt, davon 17% 10 Tage oder kürzer, 33% 11-15 Tage und 47% 16 Tage oder länger. Therapieversagen lag bei 1% der behandelten Fälle vor. Bei 66% der Therapiversager lag wahrscheinlich eine Reinfektion vor. In den übrigen Fällen war die antibiotische Behandlung inadäquat.
Schlussfolgerung:
Eine Behandlungsdauer des EM mit Doxycyclin für 10 Tage oder weniger hat den gleichen Effekt hinsichtlich des weiteren Krankheitsverlaufen wie bei längerer Behandlungsdauer. Bei adäquater antibiotischer Behandlung ist die Versagerquote extrem niedrig.
Definitionen:
Lokalisiertes Frühstadium: Einzelnes EM oder systemische Symptome vereinbar mit Frühstadium + Bestätigung durch Serologie
Gesicherte LB: EM
Wahrscheinliche LB: Kein EM, jedoch systemische Symptome des Frühstadiums und positiver serologischer Befund
Disseminierte LB: Multiple Erythema migrans, Karditis, Meningitis oder Fazialisparese
Behandlungsergebnisse:
Behandlungs-Versagen: Persistierendes EM trotz antibiotischer Behandlung oder objektive klinische Zeichen oder Laborbefunde einer progressiven LB
Progressive LB: Arthritis, Meningitis, neurologische Defizite, Fazialisparese, Radikulopathie
Reinfektion: Auftreten eines erneuten EM während der "Zeckensaison"
Mögliches Behandlungsversagen: Beschwerden vereinbar mit LB, jedoch keine objektive Krankheitszeichen
Erneute antibiotische Behandlung: Aufgrund des serologischen Befundes (wegen möglichem Therapie-Versagens)
Die bei Verlaufsbeobachtung durchschnittlich 4,5 Jahre nach Diagnosestellung vorliegenden Beschwerden sind in Tabelle 1 pauschal für die drei unterschiedlichen Behandlungsdauern des EM dargestellt.
Tab.1
Beschwerden durchschnittlich 4,5 Jahre nach antibiotischer Behandlung des Frühstadiums | |
Gelenkschmerzen | 50% |
Muskelschmerzen | 42% |
Taubheit und Kribbelparästhesien | 36% |
Koordinationsstörungen | 8% |
Fatigue | 25% |
Depressionen | 12% |
Konzentrationsstörungen | 20% |
Mentale Störungen | 18% |
Schlafstörung | 38% |
Anmerkung des Verfassers:
Es besteht also eine erhebliche Diskrepanz zwischen dem extrem seltenen Therapieversagen (nach den oben genannten Definitionen der Studie) und der Häufigkeit von Beschwerden die bei der Verlaufsbeobachtung (durchschnittlich) 4,5 Jahre nach Krankheitsbeginn vorlagen. Die Autoren beziehen diese persistierende Beschwerden auf ein post-lyme disease syndrom unter Zugrundelegung der IDSA Leitlinie, 2006.
Subjective symptoms after treatment of early Lyme disease.
Cerar D, Cerar T, Ruzic-Sabljic E, Wormser GP, Strle F. Am J Med. 2010 Jan;123(1):79-86.
Hintergrund:
Es bestehen Kontroversen über Bedeutung und Existenz von Post-Lyme-Disease- Symptomen, da ähnliche Symptome häufig bei der allgemeinen Bevölkerung auftreten.
Methode:
Vergleichsstudie über Effizienz von Doxycyclin vs Cefuroxim bei Erythema migrans. Die EM-Patienten wurden zum Zeitpunkt 0, 2 Wochen, 2, 6 und 12 Monate, die Kontrollen zum Zeitpunkt 0, 6 und 12 Monaten überprüft. Untersucht wurde, ob seit Beginn des Erythema migrans oder nach Einbeziehung der Kontrollen in die Studie neue oder zunehmende Symptome auftraten.
Ergebnis:
12 Monate nach Studienbeginn zeigten von den 230 untersuchten Patienten mit EM nur 2,2% neue oder zunehmende Symptome. Es bestand kein Unterschied gegenüber der Kontrollgruppe.
Folgerung der Autoren:
Unspezifische Symptome nach Behandlung von Patienten mit Erythema migrans kommen nicht häufiger vor als in der Kontrollgruppe. Es wird daher dafür plädiert, dass in künftigen Studien Kontrollgruppen einbezogen werden.
(Stellungnahme des Verfassers:
Sogenannte „unspezifische Symptome“ waren nach einem Jahr nur bei 2,2% der Patienten bzw. der Kontrollpersonen nachweisbar, also bei knapp 5 Patienten bzw. 5 Kontrollpersonen. Diese Zahlen sind selbstverständlich zu klein, um eine Differenz bei der Häufigkeit zu prüfen. Daher dient diese orientierende Studie entsprechend den Aussagen der Autoren auch lediglich der Forderung, bei künftigen Studien zu der Problematik „unspezifische Beschwerden“ bei sogenanntem Post-Lyme-Disease- Symptomen eine Kontrollgruppe einzubeziehen.
Die niedrige Quote der Patienten mit persistierenden Beschwerden nach EM spricht dafür, dass die durchgeführte antibiotische Behandlung im Frühstadium, also bei Auftreten des Erythema migrans, rechtzeitig und adäquat durchgeführt wurde. Aus
der Literatur ist bekannt, dass bei rechtzeitiger Behandlung des Frühstadiums die therapeutische Erfolgsquote etwa 90% beträgt.
Die vorliegende Publikation belegt also keinesfalls die Ansicht, dass Beschwerden bei einer chronischen Lyme-Borreliose nicht häufiger vorkommen als bei gesunden Kontrollen. Vielmehr hat sie die wesentliche Botschaft, dass eine rechtzeitige und adäquate antibiotische Behandlung des Erythema migrans das Auftreten nachfolgender Symptome verhindert.
Eine Aussage über Existenz und Häufigkeit von Symptomen bei einer chronischen Lyme-Borreliose lässt sich der Publikation nicht entnehmen.)
Prominent T cell response to a selectively in vivo expressed Borrelia burgdorferi outer surface protein (pG) in patients with Lyme disease.
Bauer Y, Hofmann H, Jahraus O, Mytilineos J, Simon MM, Wallich R. Eur J Immunol 2001; 31(3):767- 76.
Die T-Zell-Immunantwort (gemeint ist der LTT Bb) hat eine schwache Korrelation zwischen den Testresultaten und dem Status der Infektion. Ursache ist wahrscheinlich ein unspezifisches Aktivierungs-Potential von Bb für bystander Lymphozyten, insbesondere via ihrer Oberflächen-Lipoproteine. Wir haben ein neues Untersuchungsprotokoll angewendet, um die T-Zell-Antwort bei Patienten mit Lyme- Borreliose zu bestimmen und nicht im Zusammenhang mit der Krankheit stehende zelluläre Immunantworten in vitro auszuschließen. Lipid-freie spirochätale Antigene (OspA, OspC und p39) sowie die selektiv im Säugetier-Wirtsorganismus exprimierten pG und BapA wurden zur Antigenstimulation genutzt. Autologe dendritische Zellen dienten als Antigen-präsentierende Zellen. Die Mehrheit der Patienten mit Lyme- Borreliose zeigte eine T-Zell-proliferative Antwort auf ein oder mehrere Antigene. pG wurde von über 70% der Zellpopulation erkannt, hauptsächlich von T1-Zellen, nicht jedoch von Zellen der Kontroll-Probanden. Die Daten zeigen eine Beziehung zwischen Bb-Infektion und T-Zell-Reaktivität auf pG, so dass dieses Protein ein vielversprechender zusätzlicher diagnostischer Marker sein könnte.
Success and failure in the treatment of acrodermatitis chronica atrophicans.
Aberer E, Breier F, Stanek G, Schmidt B. Infection. 1996 Jan-Feb;24(1):85-7.
46 Patienten mit Acrodermatitis chronica atrophicans (ACA), 14 Patienten behandelt mit Ceftriaxon 2g für 15 Tage, die übrigen Patienten erhielten orale Antibiotika (Penicillin oder Doxycyclin) für 20-30 Tage. Verlaufsbeobachtung für ein Jahr. Nach Ceftriaxon-Behandlung 30% unvollständige Besserung der ACA, bei 40% Erregernachweis mittels PCR ein Jahr nach Behandlung. Bei 6 Patienten nach oraler antibiotischer Behandlung für 20-30 Tage PCR in allen Fällen ein Jahr nach Behandlung negativ. Allerdings war bei 6/11 Patienten nach oraler Antibiose für lediglich 20 Tage 6 Monate später antibiotische Nachbehandlung erforderlich wegen Fortbestehen der Hautveränderung, Neuropathie oder Arthralgie. Bei oraler antibiotischer Behandlung ist die Behandlungsdauer wichtiger als die Art des Antibiotikums, die Behandlungsdauer bei Ceftriaxon zur Erradikation von Bb in der ACA muss noch geklärt werden.