04/18 wurde die Problematik orientierend mittels Interview im SWR von der DGN dargestellt. Über die Sendung liegt ein Bericht des SWR vor, der im Folgenden wiedergegeben wird.
ENTSCHEIDUNG IM ZECKENKRIEG
Um die Borreliose, die häufigste durch Zecken übertragenen Erkrankung, gibt es seit Jahren einen außergewöhnlich hart ausgetragenen Streit, in dessen Verlauf tausende Patienten massiv falsch behandelt wurden. Jetzt wird nach mehrjähriger Arbeit endlich eine sogenannte S3-Leitlinie - das sind die medizinischen Behandlungsleitlinien mit der höchsten wissenschaftlichen Evidenz - zur Neuroborreliose veröffentlicht, mit der dieser Streit zum Wohl der Patienten endlich entschieden wird.
Wir zeigen an eindrücklichen Fällen und mit herausragenden Spezialaufnahmen von Zecken worum es geht und wie die Borreliose, an der bis zu 100.000 Menschen in Deutschland Jahr für Jahr erkranken, richtig diagnostiziert und behandelt wird. Unser Experte ist dabei Prof. Sebastian Rauer von Uniklinik Freiburg, der federführende Autor der neuen Behandlungsleitlinie.
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Freitag, 13. April (an diesem Tag wird die neue Leitlinie veröffentlicht)
Hintergrund
Bis zu 100.000 Menschen infizieren sich Jahr für Jahr mit der Borreliose in Deutschland. Übertragen wird die bakterielle Erkrankung von Zecken, die gerade jetzt, mit den ersten wärmeren Tagen des Jahres, wieder aktiv werden.
Um die Erkrankung tobt seit vielen Jahren ein außergewöhnlicher und heftiger Streit. Eine kleine sektenartige Gruppe von vermeintlich Betroffenen und Borreliose-Aktivisten, die sich selbst mitunter Borrelianer nennen, propagiert krude Theorien über die Borreliose und deren Behandlung. Aus dieser Gruppierung hervorgegangen ist unter anderem ein Verein, der sich Deutsche Borreliose Gesellschaft nennt. Dieser Verein tritt in der Öffentlichkeit - und gegenüber Medien sehr oft erfolgreich - wie eine wissenschaftliche Fachgesellschaft auf, ohne als solche tatsächlich anerkannt zu sein. In dieser Deutschen Borreliose Gesellschaft sind auch eine Reihe von Ärzten, die zum Teil gefährliche und wissenschaftlich nicht abgesicherte Extrem-Therapien anbieten, für die betroffene Patienten oftmals viel Geld bezahlen müssen.
Die Borreliose-Aktivisten treten äußerst aggressiv auf und haben mit ihren Pamphleten in den zurückliegenden Jahren vor allem im Internet ihre zweifelhaften Theorien mit bedenklichem Erfolg verbreitet.Bedenklich, weil in der Folge eine große Zahl von Patienten zu den gefährlichen Extrem-Therapien getrieben wurde. Viele Medien haben die Behauptungen der Borreliose-Aktivisten bislang aufgegriffen und weiterverbreitet.
Die neue S3-Leitlinie zur Neuroborreliose wird von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) am Freitag, den 13. April, veröffentlicht. In dieser Leitlinie wir nun auf guter wissenschaftlicher Basis festgestellt, welche Diagnosemethoden und Therapien bei der Borreliose wirklich geeignet sind. Die Behauptungen der Borreliose-Aktivisten wurden dabei ausführlich berücksichtigt und aufgrund fehlender wissenschaftlicher Basis zurückgewiesen.
Durch die massiven Auseinandersetzungen mit den Borreliose-Aktivisten hat sich die Arbeit an der Leitlinie über mehrere Jahre hingezogen - sie sollte ursprünglich bereits 2015 veröffentlicht werden. Zuletzt hatten die Borreliose-Aktivisten sogar gerichtlich versucht, die Verabschiedung und Veröffentlichung der Leitlinie zu verhindern - auch das ein außergewöhnlicher Vorgang für die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF).
Antje Nutbohm
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