Lehrbuch Lyme-Borreliose


22.2

Serologie im Frühstadium


Studien über die Entwicklung von Borrelien-Antikörper in Abhängigkeit von der Infektionsdauer liegen nicht vor. Es wird davon ausgegangen, dass die Entwicklung der Antikörper 2 zwei bis 6 Wochen nach erfolgter Infektion einsetzt (1). Einer anderen Publikation lässt sich entnehmen, dass nach etwa 2 Wochen in 64% der Fälle IgM-AK und in 42% IgG-AK nachweisbar waren. In dieser Studie wurden Patienten mit Erythema migrans (EM) antibiotisch behandelt. Dabei sanken die Antikörper-Konzentrationen innerhalb von einem Monat auf Werte um 10% (2).

Tab. 22.6

In der methodologischen Arbeit von Goettner et al., 2005 (6) waren beim Erythema migrans in 85% der Fälle bei der akuten Neuroborreliose in 74% der Fälle Antikörper nachweisbar. Bezüglich der Einzeldaten sei auf die Tab. 22.6 verwiesen.

In der Arbeit von Marangoni et al., 2008 (5) wurden 66 Patienten mit EM untersucht. In allen Fällen Erregernachweis mittels Kultur. In 62/66 Fällen B. afzelii. Bei der ersten ärztlichen Konsultation waren bei 72% IgG- oder IgM-Antikörper nachweisbar. Im weiteren Verlauf zeigte sich bei einigen weiteren Patienten eine Serokonversion, so dass sich bei deren Einbeziehung insgesamt eine Seropositivität von etwa 86% ergab. Die Publikation enthält keine Angaben über das Alter des EM oder das Intervall zwischen Zeckenstich und serologischer Untersuchung.
Die Persistenz von IgM-Antikörper kann sich über Jahre erstrecken, der Nachweis von IgM-AK bei chronischen Krankheitsverläufen kann also nicht als Hinweis auf eine Reinfektion gewertet werden (3, 4).
Die Serokonversion kann grundsätzlich sehr zögerlich und unvollständig ablaufen. Nach verschiedenen Erfahrungen entwickeln sich Antikörper mitunter erst nach Monaten. Auch kann die Immunantwort völlig ausbleiben, z.B. nach frühzeitiger antibiotischer Behandlung (7,8) oder nach längerer Sonnenexposition in Folge Schwächung des Immunsystems.

Von grundsätzlicher Bedeutung ist auch die Tatsache, dass die Sensitivität des Westernblot höher liegt als die des Suchtests (ELISA, EIA) (2).

Literaturverzeichnis

  1. von Baehr, V. Die Labordiagnostik der Borrelieninfektion. umwelt-medizin-gesellschaft. 22. 2/2009.
  2. Engstrom SM, Shoop E, Johnson RC. Immunoblot Interpretation Criteria for     Serodiagnosis of Early Lyme Disease. Journal of Clinical Microbiology. 1995; 419-427.
  3. Lomholt H, Lebech AM, Hansen K, Brandrup F, Halkier-Sorensen L. Long-term serological follow-up of patients treated for chronic cutaneous borreliosis or culture-positive erythema migrans. Acta Derm Venerol. 2000; 80(5):362-6.
  4. Kalish RA, McHugh G, Granquist J, Shea B, Ruthazer R, Steere AC. Persistence of Immunoglobulin M or Immunoglobulin G Antibody Responses to Borrelia burgdorferi 10-20 Years after Active Lyme Disease. Clin Infect Dis.     2001; 33:780-5.
  5. Marangoni A, Moroni A, Accardo S, Cevenini R. Borrelia burgdorferi VlsE antigen for the serological diagnosis of Lyme borreliosis. Eur J Clin Microbiol Infect Dis. 2008; 27(5):349-54.
  6. Goettner A, Schulte-Spechtel U, Hillermann R, Liegl G, Wilske B, Fingerle V. Improvement of Lyme Borreliosis Serodiagnosis by a Newly Developed Recombinant Immunoglobulin G (IgG) and IgM Line Immunoblot Assay and Addition of VlsE and DbpA Homologues. Journal of Clinical Microbiology. 2005; 3602–3609.
  7. Preac-Mursic V, Weber K, Pfister HW, Wilske B, Gross B, Baumann A, Prokop J. Survival of Borrelia burgdorferi in antibiotically treated patients with Lyme borreliosis. Infection. 1989 Nov-Dec; 17 (6): 355-9.
  8. Dattwyler RJ, Volkman DJ, Halperin JJ, Thomas J, Golightly MG. Seronegative Lyme disease. Dissociation of specific T- and B-lymphocyte responses to Borrelia burgdorferi. N Engl J Med, 1988; 319: 1441-6.