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Sogenannte Encephalopathie |
Die sogenannte Encephalopathie bei der chronischen LB und LNB bezeichnet eine Beeinträchtigung der kognitiven Hirnleistung sowie mentale Störungen. Diese cerebrale Manifestation (Encephalopathie)
ist ein sehr häufiges Phänomen im Rahmen der chronischen Lyme-Borreliose (1) Aus den kognitiven und mentalen Störungen resultieren erhebliche Behinderungen mit entsprechenden Auswirkungen auf die
Sozialfunktionen (2, 3, 4).
Insbesondere bei Kindern führen die Hirnfunktionsstörungen zur Beeinträchtigung der psychosozialen und schulischen Entwicklung (11, 12).
Beispielhaft sei die Studie von Bloom et al., 1998 (4) aufgeführt: 5 Kinder mit LB. Entsprechende klinische Symptome, Serologie positiv, Antikörper-Index (AI) Bb positiv. Alle 5 Kinder
entwickelten Verhaltensstörungen und kognitive Defizite mit der Folge einer verminderten schulischen Leistung. Zudem bestanden Kopfschmerzen, Fatigue und in 2 Fällen partielle komplexe cerebrale
Anfälle. IgG im Serum positiv, AI positiv. 2/5 Patienten Pleozytose. Bei neuropsychologischer Prüfung intellektuelle Funktionen normal, jedoch leichte bis mäßige Defizite bei der auditorischen
und visuellen Verarbeitung. Ceftriaxon führte zur allmählichen Besserung. – Zudem bestanden weitere Symptome einer LB: cranielle Neuropathie, Lyme-Arthritis, Erythema migrans.
In der Studie von Krupp et al., 1991 (13) wurden 15 Patienten mit Lyme-Borreliose durchschnittlich etwa 7 Monate nach antibiotischer Behandlung mittels neuropsychologischer Testverfahren
untersucht. Dabei zeigte sich eine erhebliche Beeinträchtigung des Gedächtnisses. Ursache könnte nach Ansicht der Autoren z.T. die systemische Infektionsbelastung sein (13).
Bei der Encephalopathie ist der Liquor in der Regel unauffällig oder weist nur geringfügige Veränderungen auf, insbesondere in Form von Protein- und Albuminerhöhung. Eine solche geringfügige
Liquorveränderung ist in etwa 5% der Fälle bei Encephalopathie der chronischen Lyme-Borreliose vorhanden (2, 5, 6, 7).
Nur in einem geringen Teil der Fälle wird die Encephalopathie durch eine Meningoencephalitis ausgelöst oder induziert (8). Eine antibiotische Behandlung kann zu einer Besserung der
Encephalopathie führen, allerdings garantiert eine antibiotische Behandlung keinesfalls die Beseitigung einer Encephalopathie. Neuropsychologische Tests können oft die kognitive Störung nicht
aufdecken, während sie bei systematischer Analyse auf der Basis der Selbsteinschätzung feststellbar ist (10).
35 Patienten mit einer LB-Encephalopathie mit objektivierten kognitiven Störungen zeigten selbst nach intensiver antibiotischer Behandlung, d.h. intravenösen Applikation von Cephalosporinen für
mindestens 3 Wochen, persistierende kognitive Störungen. Mittels rCBF und rCMR waren bei allen Patienten mit persistierender Lyme-Encephalopathie objektivierbare, quantifizierbare, topographische
Abnormitäten der funktionellen Hirnaktivität nachweisbar (12).
Eikeland et al., 2012 zeigten, dass nach antibiotischer Behandlung einer Lyme-Neuroborreliose 30 Monate später noch signifikante Einschränkungen neuropsychologischer Funktionen bei einem Teil der
Patienten nachweisbar waren (14).